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9 Gründe, warum ich es liebe, alleine zu reisen
Katrin Gehring • 15. September 2022

9 persönliche Gründe, alleine zu reisen

Jede Alleinreisende hat ihre ganz eigenen Gründe, warum sie das Solo-Reisen liebt. Viele Gründe überschneiden sich, aber die magischen, einzigartigen Momente, die jede einzelne dabei erlebt, sind so individuell wie wir selbst. Hier sage ich dir, warum ich es liebe, alleine zu reisen und vielleicht findest du eine kleine Inspiration für deine ersten Schritte.

Vor etwa zehn Jahren schien es mir unvorstellbar, alleine in den Urlaub zu fliegen, geschweige denn auf Reisen zu gehen. Überhaupt war ich ein Reisemuffel. Ein Ex-Freund war mal so mutig, mich einzupacken und mit mir für eine Woche nach Dänemark zu fahren. Das hatte mich insgesamt ziemlich überfordert und ich hatte furchtbare Angst, Englisch zu sprechen. So habe ich die gesamte Planung im Prinzip ihm überlassen, aber richtig glücklich war ich nicht.


In der Zwischenzeit ist das Leben passiert und ich habe das Alleinreisen als Frau für mich entdeckt. So viele Gründe sprechen dafür, mich aufzumachen, sei es ganz weit weg oder innerhalb Deutschlands. Meine 9 persönlichen Gründe stelle ich dir hier vor.

Sundowner mitten im Amboseli. Im Hintergrund thront von der Sonne beschienen der Ki­li­ma­nd­scha­ro.

Grund 1: Das Kribbeln vor der Abreise

Eine Reise fängt für mich nicht erst an, wenn ich im Flugzeug oder in der Bahn sitze. Für mich gehören bereits die Planungen mit dazu und ich bereite mich gerne akribisch vor.


Wo zieht es mich als nächstes hin? Welche Unterkünfte gibt es in welcher Lage und zu welchem Preis? Wie komme ich dort am besten hin? Wie ist die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel (ich habe zwar einen Führerschein, aber keine Fahrpraxis)? Was gibt es in der Umgebung, das ich mir unbedingt ansehen will? Welche kulturellen Unterschiede sollte ich beachten? Welche Besorgungen kann ich vor der Abreise machen?


Meistens merke ich, dass Zeit und Geld nicht reichen, um all das zu machen, was ich machen möchte. Und starte ich erst einmal mit meinen Planungen, komme ich schnell vom Hölzchen aufs Stöckchen. So viele Möglichkeiten! So viele Orte!


Je nach Umfang bastle ich mir meinen eigenen Reiseplan zusammen und sehe schwarz auf weiß, wie die Reise entsteht. Das steigert meine Vorfreude und hilft mir zudem, die Kosten im Blick zu behalten. Ich liebe es, in die Reisevorbereitungen zu gehen, weil sie für mich eine Reise starten lassen, bevor sie faktisch begonnen hat.

Icon einer Sonne

Grund 2: Eine bessere Version von mir

Zu Hause bin ich introvertiert und habe gerne meine Ruhe. Auch wenn ich es mir so oft vornehme, bekomme ich meinen Hintern nicht hoch und sitze viel zu oft und zu lang am Rechner. Im Urlaub oder auf Reisen werde ich zu einer anderen Version meiner selbst und das liebe ich am Alleinreisen. Die Entdeckerin kommt durch.


Ich wandere stundenlang die Straßen ab, will alles sehen, kennenlernen, lächel die Menschen auf der Straße an und fühle mich so entspannt. Warum mache ich das nicht in meiner Heimatstadt Köln? Warum kann ich hier nicht herumschlendern? Ich möchte lernen, die Entdeckerin auch zu Hause mehr herauszukitzeln.

Icon einer Sonne

Grund 3: Ruhephasen

Unterwegs ist es für mich dennoch wichtig, dass ich mir Ruhephasen und Ruhetage einplane, damit die Entdeckerin in mir ihr Pensum durchhalten kann. Es ist völlig in Ordnung, ja geradezu wichtig, dass Körper und Kopf mal eine Pause bekommen, um alles Erlebte zu verarbeiten. Reisen muss kein Gehetze sein.


Nach einer Woche Nairobi zu Beginn meiner Kenia Reise war ich so reizüberflutet, dass ich mich reisemüde fühlte und es mir schwerfiel, mich für irgendeine Aktivität aufzuraffen. So fiel mein Ruhetag auf meinen Geburtstag. Ich blieb den ganzen Tag im Hotelzimmer, habe gelesen, gerätselt, geschlafen, rumgehangen und musste nicht mal ein schlechtes Gewissen einem Mitreisenden gegenüber haben. Auch in der Masai Mara habe ich schon während der Reiseplanung einen Tag fürs Nichtstun eingeplant.


Und das ist für mich ein weiterer Grund, warum ich das Alleinreisen liebe: Ich bin niemandem zu etwas verpflichtet oder muss ein Programm durchziehen – auch nicht mein eigenes. Ich weiß für mich, dass ich nach einem Mittagsschläfchen oder einem (halben) Tag Nichtstun wieder umso motivierter bin, mich aufzumachen, um die Welt zu entdecken.

Im November bei 18 Grad faul am Strand von Faro, Portugal, liegen und in den blauen Himmel schauen.

Grund 4: Erfahrungen und Wissen ansammeln

Ich liebe es, meinen Erfahrungsschatz zu vergrößern und meine Bibliothek im Kopf auszubauen. Denn jede Reise, jeder Urlaub bringt neue Fragen mit sich, die es zu beantworten gilt: Wie ist es in Portugal eigentlich mit dem Trinkgeld? Wie ist der Wechselkurs von Euro zu Kenia-Schilling? Wie komme ich mit Bus und Bahn zum Gardasee? Was sollte ich über die deutsche Kolonialzeit in Namibia wissen? Ist es okay eine Township-Tour in Südafrika zu machen? Wie ist überhaupt die aktuelle politische Lage in dem Land, das ich kennenlernen möchte?


Es ist niemand da, dem ich hinterherdackeln kann oder der „das“ schon für mich macht. Ich muss selbst aktiv werden, wenn ich nicht andauernd in ein Fettnäpfchen treten möchte, was auf Reisen ohnehin passieren wird.


Hinzu kommen die unzähligen Erfahrungen, Erlebnisse, Gespräche mit Einheimischen, Gerüche, Eindrücke – alles prasselt auf mich ein, nichts davon will ich missen. Auch nicht die Momente, in denen mein Kopf „error“ anzeigte und von allem überfordert ist.

Icon einer Sonne

Grund 5: Grenzen erweitern

Grundsätzlich gehöre ich eher zu den Menschen mit Selbstzweifeln und überlege zweimal, bevor ich mich entscheide. Einige Entscheidungen fallen mir leichter, andere schwerer. Meine persönliche Komfortzone zu verlassen, empfinde ich als anstrengend, aber wertvoll.


Wann immer ich mich aufgemacht habe, wurde ich dafür belohnt: in Form von Stolz, Glücksgefühlen, dem Wissen, dass meine eigenen Grenzen nicht so eng gesetzt sind, wie ich dachte. Das kann durchaus mal ein schmerzlicher Prozess sein, aber ich liebe das Endergebnis und somit auch das Verlassen der Komfortzone.


Ob mit einer Solo-Reise oder im Alltagsleben: Ein großer Sprung raus aus der Zone oder nur ein kleiner Schritt mit Festhalten am Altbewährten – ich finde, es lohnt sich! Mir hat das Solo-Reisen geholfen, mich im Alltag mehr zu trauen und meine Selbstzweifel abzulegen. Ich überlege zwar immer noch zweimal, traue mir definitiv mehr zu und probiere mehr aus.

Grund 6: "Hätte ich doch mal ..."

Ich möchte unbedingt meine Grenzen erweitern. Ich möchte unbedingt neue Erfahrungen sammeln. Ich möchte so viel von dieser wunderschönen Welt sehen. Ich bin aber auch – da ist sie wieder – gerne in meiner Komfortzone und mein Kopf malt sich von selbst irgendwelche unrealistischen Horrorszenarien aus.


Es gab schon die ein oder andere Situation, die ich gemieden habe und später ärgerlich dachte: „Hätte ich mal“. Daraus habe ich aber gelernt, häufiger „einfach zu machen“, damit ich später nicht mehr sagen muss „Hätte ich mal“. Eine der ersten Situationen, in denen ich das üben wollte, war auf Madeira.


Auf Madeira habe ich an einer Whale- and Dolphin-Whatching Tour teilgenommen. Gegen Ende der Tour gab es die Möglichkeit, im Atlantik zu schwimmen. Ich war zunächst skeptisch, einer der Skipper hatte mich jedoch erfolgreich animiert, vom Katamaran zu springen. Vor mir die Steilküste Madeiras, unter mir die Tiefe. Fand ich das merkwürdig? Ich glaube schon. Aber auch irgendwie ziemlich cool.


Insgesamt waren wir erst zu dritt im Wasser und die anderen Teilnehmer haben uns beim Planschen vom Boot aus zugesehen. Als sie sahen, wie viel Spaß wir hatten (und kein Hai auftauchte, um uns wegzusnacken), sprangen mehr und mehr zu uns ins Wasser.

Im Atlantik vor Madeira Schwimmen. Im Hintergrund ist ein historisches Segelschiff zu sehen

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, wollte vermutlich keiner auf dem Boot so richtig seine Komfortzone verlassen. Die Endorphine wirbelten zuvor durch unsere Körper, wir haben Delfine hautnah erlebt, haben begeistert beobachtet, wie sie mit den Kufen unseres Katamarans um die Wette schwammen.


Alle Anspannung, die in uns steckte, bevor wir diese tierische Begegnung hatten, war verflogen. An Bord herrschte nach der Euphorie eine ausgelassene Sonntagsstimmung. Wir waren satt an Glück. Jetzt aktiv und nass werden, ins Wasser springen und sich womöglich dazu überwinden? Doch es gab drei Leute, die das taten und ich glaube, der Anblick vom Boot löste den Gedanken aus: „Das will ich auch“.


Manchmal muss jemand zuerst ins Wasser hüpfen. Vor mir war es ein Pärchen aus Spanien, zudem benötige ich einen Skipper und ein älteres deutsches Pärchen, die mich animierten. Vielleicht haben sie hinter meiner Skepsis den Willen gesehen, ich brauchte halt nur einen kleinen-großen Schubser. Und ich bin so froh, dass ich heute nicht sagen muss: „Hätte ich mal ...“

Icon einer Sonne

Grund 7: Ich bin Chef

Bei diesem Punkt stimmen mir vermutlich die meisten Alleinreisenden zu, man muss nur mal seinen Blick durch das World Wide Web schweifen lassen: Ich bin Chef. Du bist Chef. Wir bestimmen, was wir auf unseren Trips machen und das ist mein siebter Grund, warum ich es liebe, alleine zu reisen.


Meine ersten Schritte als alleinreisende Frau sahen so aus, dass ich Gruppenreisen oder Pauschalreisen mit Tagestouren gebucht habe. Das war für mich die sicherste Variante; die ängstliche, unerfahrene Katrin konnte sich zurücklehnen. Bald habe ich gemerkt, dass das nur bedingt oder absolut gar nicht meinen Bedürfnissen entsprach: Entweder war die Gruppe problematisch oder wir hetzten von einem touristischen Highlight zum anderen oder beides.


Bei einer Gruppenreise durch Namibia war die Ernüchterung für mich so groß, dass ich dort für mich beschlossen habe: Nie wieder Gruppenreise. Das kann ich selber. Ich will selber entscheiden, wie lange ich an einem Ort verweile und mit wem. Ich will keine Reisegruppe, die sich wie eine 9. Klasse verhält und am Ende jemand weint. Ich will Stunden an einem Ort sitzen und in die Natur gucken. Fotos schießen, Orte und Menschen kennenlernen und nicht den Stempel „deutsche Reisegruppe“ aufgedrückt bekommen.


Und das mache ich jetzt. Allerdings brauchte ich erst die Erfahrungen der Pauschal- und Gruppenreisen, um zu lernen, was überhaupt meine Bedürfnisse sind und um Sicherheit zu bekommen.


Jetzt entscheide ich, wie lange ich auf einer Hafenmauer sitze und in den Abendhimmel blicke. Jetzt entscheide ich, welche Abzweigung ich in einer Stadt gehe, um Gassen zu finden, in denen kein Touri lang latscht. Jetzt entscheide ich, dass ich eine Pause brauche. Und wenn ich mich einsam fühle, kann ich eine einzelne Tour buchen oder ausgehen, um Menschen kennenzulernen. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich mich der Situation wieder entziehen. Denn es ist meine Reise. Es ist deine Reise. Und wir entscheiden, wie sie uns am besten gefällt.

Alleine am Gardasee hinter Malcesine entlangschlendern. Die Sonne kommt hinter den Wolken hervor und glitzert auf dem Wasser.

Grund 8: Auch das Negative gehört dazu

Alleine reisen ist nicht immer nur Sommer, Sonne, Strand und Selbstverwirklichung. Jeder Urlaub, jede Reise bringt auch negative Seiten mit sich: Sorgen bewahrheiten sich möglicherweise oder unvorhergesehene Dinge treten ein. Davor ist keiner gefeit und ja: Das ist ärgerlich, solange wir von keiner lebensbedrohlichen Situation sprechen.


Meine Namibia-Gruppenreise sollte ein Abenteuer werden. Einen Tag vor der eigentlichen Rückreise wollte ich am liebsten in den Flieger nach Deutschland steigen. Nicht wegen des Landes, sondern weil die Reiseart für mich persönlich die falsche war. Wie oben jedoch erwähnt, konnte ich daraus Schlüsse für mich ziehen und weiß jetzt, was ich mir für eine Reise wünsche.


Mir geht es darum, dass wir uns nicht als Opfer sehen, wenn auf Reisen mal etwas schief geht und somit die komplette Unternehmung verteufeln. Unterwegs habe ich sehr häufig Urlauber getroffen, die oft vom „Negativen“ berichteten, obwohl sie in der Lage sind, sich einen Urlaub leisten zu können. Das Essen im Hotel ist nicht vielfältig genug, auf dem Tisch im Außenbereich krabbelt eine Ameise und die Postkarten sind nicht schön. Ich verstehe nicht, wo hier das Problem liegt?!


Vor dem Rückflug von Mombasa nach Frankfurt wurde uns mitgeteilt, dass in der Frachttür des Fliegers eine Dichtung eingerissen sei. Ein Ersatzteil gab es nicht, also holte uns ein anderes Flugzeug ab – das musste aber erstmal in Frankfurt losfliegen. So ging es mit beachtlicher Verspätung zurück. Und ja, sowas ist ärgerlich, wenn man in der Situation steckt und innerlich alles auf „Abflug“ eingestellt ist. Allerdings nahmen auch das einige Fluggäste persönlich, statt dankbar zu sein, dass die Fluggesellschaft auf Nummer sicher geht und uns für eine Extranacht im Hotel einbucht.


Lasst uns versuchen, aus negativen Erfahrungen zu lernen und dankbar zu sein, wenn eine Sache dennoch gut ausgeht oder wir mit dem Leben davon gekommen sind. Raus aus der Opferrolle. Denn wir sind die Reisenden, wir sind die Privilegierten.

Icon einer Sonne

Grund 9: Die Welt sehen

Ich liebe das Alleinreisen nicht nur wegen meiner persönlichen Weiterentwicklung, das wäre nur die halbe Wahrheit. Nein, ich bin neugierig auf die Welt. Es gibt noch so viele Orte, die ich erleben, Naturwunder, die ich bestaunen möchte und da spreche ich wohl Millionen Menschen aus dem Herzen. Diese Welt ist ein wunderschöner Ort! Doch gerade weil ich Millionen Menschen aus dem Herzen spreche, ist auch ein Wermutstropfen dabei.


Mein Egoismus möchte jedes Jahr fünf Mal verreisen. Dieser wunderschöne Planet ist fragil und wir haben ihn ziemlich heruntergewirtschaftet. Deswegen möchte ich meine Reisen und Fortbewegungsmittel pro Jahr begrenzen und meinen Beitrag leisten. Ich bin nicht die einzige, die diese Welt sehen möchte, aber wir sollten das alle mehr in Maßen und nachhaltiger tun. Städte nicht überrennen und Landschaften nicht verwüstet und zugemüllt zurücklassen.

Über mich

Katrin in Portugal an der Algarve

Hey, ich bin Katrin, schön, dass du auf meinem kleinen Reiseblog gelandet bist. Ich bin leidenschaftlich gerne unterwegs, liebe es, neue Menschen und Orte kennenzulernen und immer wieder ein bisschen mehr von mir selbst. Der Blog richtet sich an alle, die gerne alleine reisen oder es einfach mal ausprobieren wollen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern.


Das findest du auf meinem Blog

  • Meine Erfahrungen als Alleinreisenden
  • Inspiration & Ideen
  • Nützliche Tipps
  • Authentische Empfehlungen

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