Linz am Rhein ist mit seinen aufwendig verzierten Fachwerkhäusern eine mittelalterliche Schönheit. Bei bestem Wetter besuchte ich an einem Sonntag die historische Altstadt, um einen Stadtrundgang zu machen. Und war überrascht, wie malerisch Linz tatsächlich ist.
Inhalte
Wie schön kann eine Stadt sein? Linz am Rhein: Ja.
Das geisterte die ganze Zeit durch meinen Kopf, während ich mit einem Stadtplan in der Hand durch die Altstadt von Linz spazierte und über all die prächtigen Fachwerkhäuser und das romantische Stadtbild staunte.
Aber von vorne.
Einwohner: rund 6.500
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Sehenswürdigkeiten & To-dos: u.a. Stadtrundgang auf eigene Faust, Stadtführung, Wandern im Umland, Weinfest
Nice to know:
Linz am Rhein liegt rechtsrheinisch zwischen Bonn und Koblenz. Da ich kein Auto habe, sondern mit dem Deutschlandticket unterwegs bin, nutze ich dieses für meinen kleinen Ausflug. Linz ist gut an den ÖPNV angeschlossen und wird von der RE 8 und der RB 27 zweimal die Stunde angefahren, sofern es keine Baustellen oder Zugausfälle gibt.
Vom Bahnhof ist der Weg in die Altstadt nicht weit, je nach Geschwindigkeit sind es etwa
10 bis 15 Minuten Fußweg bis zum Marktplatz. Der ist meine erste Anlaufstelle, denn mein Plan für diesen Tag ist ein Altstadtrundgang. Ich habe im Internet gesehen, dass die Stadt extra eine Tour erstellt hat, die man auf eigene Faust ablaufen kann. Dafür besorge ich mir in der Touristeninformation am Marktplatz zuerst eine Infobroschüre mit einem Stadtplan und laufe dann los.
Der Rundgang durch die Altstadt von Linz beginnt für mich am Marktplatz, da sich hier das Rathaus mit der Touristeninformation befindet. Den Stadtplan mit den Infos gibt es auch als PDF zum Download, aber ich möchte an diesem Tag gerne eine haptische Karte in den Händen halten, statt immer wieder mein Smartphone zu bemühen und herumzuscrollen.
Schon auf dem Weg durch die Stadt zum Marktplatz stelle ich fest, wie hübsch Linz ist und dass die Altstadt als Ganze eine Sehenswürdigkeit ist. Das hatte ich zwar bei meiner ersten Recherche erahnt, aber was ich in echt sehe, überrascht mich noch einmal viel mehr als gedacht.
Der große Marktplatz mit seinem Rathaus von 1517 ist das Zentrum von Linz. Das Rathaus, so lese ich, ist sogar eines der ältesten in Rheinland-Pfalz und somit eine echte Sehenswürdigkeit. Das historische Uhrwerk von 1737 mit seinen 23 Glocken läutet dreimal täglich, allerdings höre ich es mir an diesem Tag nicht an. Der Marktplatz wird eingerahmt von hübschen Fachwerkhäusern, in deren Erdgeschossen sich Cafés und Restaurants aneinanderreihen. Hier kommt bei mir richtige Urlaubsstimmung auf, obwohl ich nur anderthalb Stunden von meiner Heimat Köln entfernt bin.
Auf dem Marktplatz befinden sich die
Mariensäule von 1878 und der
Ratsbrunnen vor dem Rathaus, der die Demokratie symbolisieren soll: Das souveräne Volk steht oben und wacht über die Regierenden, die unter ihm positioniert sind. Die Gelenke der Regierenden lassen sich verstellen, ein Symbol dafür, dass das Volk Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen kann. Der Linzer Ratsbrunnen erinnert mich an den Puppenbrunnen in der
Aachener Altstadt, der typische Figuren des Aachener Lebens symbolisiert und ebenfalls “bespielbar” ist.
Ich folge dem eingezeichneten Stadtrundgang auf der Karte, der mich zur Pfarrkirche St. Martin führt. Es ist noch recht früh und die Straßen relativ leer. So genieße ich die Ruhe. Es geht eine kleine Anhöhe zur Kirche hinauf, eine geführte Gruppe Touristen kommt mir entgegen.
Die Kirche, die 1206 bis 1240 erbaut wurde, ist das älteste Gebäude in Linz. Ehrlicherweise bin ich vielmehr an der schönen Umgebung und dem Pfarrhäuschen interessiert als an der Kirche, obwohl die sie ihre Türen weit für Besucher geöffnet hat. Grabsteine, Grünflächen, ein schöner Ausblick über Linz: Hier oben ist es friedlich.
Weiter geht es zum Neutor, dem östlichsten Stadttor der alten Stadtmauer, die leider abgetragen wurde. Das Neutor und das Rheintor sind zwei von ehemals vier Stadttoren, die zum Glück erhalten geblieben sind.
Von hier aus biege ich in die Neustraße ab. Der Blick in die Straße hat mich so vom Neutor abgelenkt, dass ich daran einfach vorbeigelaufen bin, ohne mir beispielsweise die Figur des Klapperjungen oder das Tor genauer anzusehen. Ich glaube, ich habe selten eine Straße mit so viel kunstvollem Fachwerk gesehen. Hier ist es wohl so, dass die Häuser teilweise nicht mit dem rheinischen Fachwerk gebaut sind, sondern auch eigene Stilrichtungen umgesetzt wurden.
Rechts und Links stehen prachtvolle Fachwerkhäuser, die in Linz Tradition haben und mit großer Sorgfalt gepflegt werden. Jedes Haus sieht anders aus, an jedem Haus gibt es anderen Schmuck und filigrane Verzierungen zu entdecken. Viele Häuser sind mit Inschriften versehen. Das Bungarthaus mit dem kleinen Türmchen wurde ohne einen Nagel gebaut, es wird lediglich durch Holzverzapfungen zusammengehalten und getragen. Ich frage mich, wie die Menschen vor 400 bis 500 Jahren solche meisterhaften Konstruktionen schaffen konnten.
Ich verbringe einige Zeit in der Neustraße und beobachte auch andere Passanten. Die Einheimischen erkenne ich daran, dass sie uns Touristen kurz begutachten und zügig vorbeilaufen. Die Touristen gehen langsam, beinahe andächtig durch die Straße, machen Fotos, lesen die Inschriften und sind merklich beeindruckt von diesem Schatz an Architektur. Generell stelle ich fest, dass die Neustraße an diesem Sonntagvormittag überraschend leer ist. Der Marktplatz sowie der Burgplatz beispielsweise sind viel höher frequentiert, was sicherlich auch am gastronomischen Angebot liegt.
Die Neustraße führt mich weiter zum Buttermarkt. Dieser Platz ist geschichtlich interessant – zumindest für mich, denn ich mag es, wenn Stadtgeschichte so greifbar ist: Hier trafen sich die Landfrauen von 1642 bis in die 1930er Jahre,
um ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie Eier, Butter und Käse zu jeder Jahreszeit zu verkaufen. Die Frauen kamen sogar aus dem Westerwald und legten bis zu 20 Kilometer Fußmarsch zurück, um ihre Waren feilzubieten. Als Denkmal an diese Zeiten sitzt heute auf dem Platz die Butterfrau Agnes.
Vom Buttermarkt aus lasse ich mich durch die kleinen (und leeren) Seitengassen treiben und lande schließlich wieder in der Mittelstraße, die mich zum Burgplatz führt.
Der Burgplatz ist ebenfalls ein kleines Schmuckstück am Rande der Innenstadt und zum Rhein hin gelegen. Hier befinden sich jede Menge Cafés, das Rheintor und die Burg Linz von 1365. Das wuchtige Rheintor wurde im 15. oder 16. Jahrhundert neu errichtet. Am Tor sind an der linken Seite historische Hochwassermarken angebracht, die von vielen Überschwemmungen zeugen.
Das angeschlossene Zollhaus hatte einen Zugang zum Rhein; jedes vorbeifahrende Schiff musste seine Waren schätzen lassen und Zoll zahlen. Eine durchaus lukrative Einnahmequelle für die Stadt, vor allem wenn man bedenkt, dass Rheinzölle von 1365 bis 1803 erhoben wurden.
Hier endet mein Stadtrundgang durch Linz. Ich setze mich an den Rhein, sehe der Rheinfähre beim stetigen an- und ablegen zu, beobachte Fußgänger, Rad- und Autofahrer beim ein- und aussteigen und gratuliere mir im Stillen zu dieser guten Wahl, während mir die Sonne ins Gesicht scheint.
Einen Stadtrundgang durch Linz kannst du gut mit einer kleinen Shopping-Tour verbinden. Ich bin sonntags dort gewesen und selbst da hatten einige Geschäfte geöffnet. Neben Cafés und Restaurants habe ich vor allem in der Mittel- und Rheinstraße viele Geschäfte des Einzelhandels gesehen. Vor allem inhabergeführte Geschäfte sowie Läden, die ihr Handwerk anbieten, sind mir aufgefallen. Sollte ein Einkaufsbummel für dich interessanter sein als ein historischer Stadtrundgang, ist Linz also dafür geeignet. Nach dem Bummel kannst du lecker Kuchen essen oder dich einfach an den Rhein setzen.
Mein persönliches Fazit: Für mich hat sich der Besuch in Linz am Rhein wie ein Miniurlaub angefühlt, obwohl ich nur ein paar Stunden dort war. Mir haben die prächtigen Fachwerkhäuser, die liebevoll gestaltete Altstadt, die Sehenswürdigkeiten und die Atmosphäre unheimlich gut gefallen. Zwar habe ich mir im Vorfeld einige Bilder angesehen und mir vorgenommen, einen Altstadtrundgang zu machen, allerdings muss ich sagen, dass ich nicht damit gerechnet hätte, so eine wunderschöne Altstadt vorzufinden.
Deswegen: Wenn du ein bisschen Stadtgeschichte, malerische Gassen und historische Altstädte magst, fahr doch mal nach Linz. Die Stadt ist nicht groß, hat aber
viel Charme. Auf jeden Fall komme ich noch mal wieder, um mehr Details an den Häusern zu fotografieren und ein bisschen in der Gegend zu wandern.
Über mich
Hey, ich bin Katrin, schön, dass du auf meinem kleinen Reiseblog gelandet bist. Ich bin leidenschaftlich gerne unterwegs, liebe es, neue Menschen und Orte kennenzulernen und immer wieder ein bisschen mehr von mir selbst. Der Blog richtet sich an alle, die gerne alleine reisen oder es einfach mal ausprobieren wollen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern.
Das findest du auf meinem Blog
Neueste Beiträge
Kontakt:
Ich freue mich auf deine Nachricht und bin offen für Rückfragen, Feedback, Kritik und Anregungen.
© 2024 Alle Rechte vorbehalten |
Sommersonnenmädchen | Impressum
|
Datenschutz