Mit Bus und Bahn zum Gardasee: So geht's

Meine bevorstehende Reise alleine als Frau an den Gardasee im Mai 2022 erfüllte mich mit Skepsis und Vorfreude zugleich. Skepsis, weil ich Sorgen hatte, dass es dort zu touristisch und überlaufen für mich sein könnte. Vorfreude, weil ich in meiner Vorbereitung so viele traumhafte Bilder von Orten gesehen habe und ich es als kleines Abenteuer empfand, von Köln aus mit Bus und Bahn den Gardasee zu bereisen.

Eines kann ich schon verraten: Meine Sorgen waren meistens unbegründet. Im Mai war es am Gardasee noch verhältnismäßig ruhig – je nach Wochentag und Ort. Natürlich habe ich gemerkt, dass alle Orte, an denen ich war, beliebt und gut besucht waren, vornehmlich von deutschsprachigen Touristen. Doch meistens bei weitem nicht so schlimm wie ich befürchtet habe. Während ich Malcesine als recht ruhig empfand (hier war ich unter der Woche von Dienstag bis Freitag), erschienen mir Garda und vor allem Sirmione (Tagesausflug an einem Samstag) sehr voll. Luft nach oben vom touristischen Aufkommen war aber immer noch.

Meine Ziele am Gardasee und der Umgebung waren folgende:

• Rovereto
• Zwischenstopp in Riva del Garda
• Malcesine (mit Tagesausflug nach Limone sul Garda)
• Garda (mit Tagesausflug nach Sirmione)
• Verona

Insgesamt war ich anderthalb Wochen unterwegs. Dabei haben sich die öffentlichen Verkehrsmittel als einfaches Fortbewegungsmittel wirklich bewährt und ich würde es auf jeden Fall noch einmal machen.

Mit dem Zug zum Gardasee zu kommen, ist gar nicht schwer, wenngleich du eine längere Anreise in Kauf nehmen musst, sofern du nicht in München und Umgebung wohnst.

Von Köln aus bin ich zunächst mit dem ICE nach München gefahren. Von dort gibt es täglich fünf Direktverbindungen mit dem EC (Stand: September 2023) nach Rovereto bzw. Verona, welche die nächstgelegenen Städte zum Gardasee sind, was die Zugverbindungen betrifft.

Von München aus beträgt die Fahrzeit nach Rovereto 4:45 Stunden. Da ich in Köln gestartet bin, war ich gut zwölf Stunden unterwegs. Besonders auf den Abschnitt ab München habe ich mich gefreut, weil es einmal quer durch Österreich, die Alpen und über den Brenner geht. Die Landschaft ist abwechslungsreich, es gibt immer etwas zu sehen und macht die Fahrt recht kurzweilig.

Großer Beliebtheit erfreut sich der Nightjet der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB). Im Nightjet kannst du neben klassischen Sitzplätzen auch Schlafplätze buchen. Ebenfalls ab München gibt es Verbindungen direkt an das Südufer des Gardasees, zum Beispiel nach Desenzano del Garda/ Sirmione. Das bedeutet: Du steigst abends in den Nightjet in München ein, schläfst gemütlich im Zug und wachst am nächsten Morgen in Italien kurz vorm Gardasee auf.

Bin ich mit dem Nightjet gefahren? Nein. Zwar bin ich von Köln nach München auch nachts gefahren, aber in einem Nachtzug der Deutschen Bahn. Dieser ist nicht zu verwechseln mit den Nightjets, die Schlafplätze und Frühstück anbieten. Zudem war meine Verbindung wesentlich schneller und günstiger, als sie es mit dem Nightjet gewesen wäre – allerdings auch um einiges unbequemer: Im ICE ist durchgängig Festbeleuchtung und die Sitze sind – so bequem ich sie finde – eher für ein Nickerchen als für eine Nacht geeignet.

In Rovereto habe ich nach der langen Fahrt einen ersten Zwischenstopp mit Übernachtung eingelegt, dazu weiter unten mehr.

Der Bahnhof in Rovereto ist zentral gelegen und der Busbahnhof Rovereto-Stazione FS schließt sich in unmittelbarer Nähe an. Möchtest du dich wie ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln am Gardasee fortbewegen, kann ich dich dazu nur ermutigen. Alle Städte und Regionen sind gut und günstig mit Bussen und Fähren angeschlossen und werden regelmäßig angefahren. Abgesehen davon ersparst du dir viel Stress mit der Parkplatzsuche. Privat habe ich kein Auto, vielleicht denke ich deswegen sowieso anders, aber ich hätte in den kleinen Örtchen am Gardasee kein Auto fahren wollen oder zusätzlich noch Parkplatzgebühren zahlen wollen.

Grundsätzlich solltest du dich im Vorfeld einmal über die Busunternehmen bzw. die Verkehrsbetriebe der Region informieren. Das geht beispielsweise auf dieser Seite samt Busfahrplänen und Liniennetz für die Ostseite des Gardasees sehr gut. Der Gardasee unterteilt sich in die Provinzen Trentino, Verona und Brescia mit jeweils eigenen Busgesellschaften. Was ich dir unbedingt empfehle, ist, für jeden Verkehrsbetrieb die entsprechende App auf dein Smartphone herunterzuladen und darüber die Tickets zu kaufen. Damit bist du auf der sicheren Seite! Warum auf der sicheren Seite?

Ich habe erlebt, dass man Tickets beim Busfahrer kaufen kann, aber ich habe auch erlebt, dass unwissende Touristen ein Ticket beim Busfahrer kaufen wollten und abgewiesen wurden mit Verweis auf den nächsten Tabakladen, wo es Tickets gibt. Bis heute habe ich nicht verstanden, nach welchem System man Tickets im Bus kaufen kann oder nicht. Vermutlich geht es nach der Busgesellschaft, aber auch hier meine ich, Unterschiedliches beobachtet zu haben. Deswegen: Lade dir die App für die Region herunter, in der du bist! Für meine Zwecke habe ich bis auf eine oder zwei Ausnahmen die App „Ticket Bus Verona“ genutzt. Tickets kannst du in der Regel außerdem in Tabakläden, an Bahnhöfen oder an Automaten kaufen.

Zudem kannst du in den Apps Fahrpläne und Verbindungen heraussuchen und direkt den richtigen Tarif buchen. Kaufst du das Ticket über die App, wird in der Regel ein QR-Code generiert. Du aktivierst das Ticket, wenn der Bus kommt, hältst den QR-Code an einen Scanner und bist sozusagen für die Fahrt zugelassen.

Wie bereits erwähnt, habe ich nach der langen Fahrt einen ersten Zwischenstopp in Rovereto eingelegt. Ich mag es, mir beim Reisen alleine als Frau Zeit zu lassen und zwischendurch Pausen zu machen. Im Hotel Rovereto konnte ich trotz meiner viel zu frühen Ankunft bereits einchecken, mich nach der kurzen Nacht im ICE frisch machen und Schlaf nachholen.

Anschließend schlenderte ich nur noch ein wenig durch das Städtchen, bestaunte den hübschen, aber damals fast ausgetrockneten Leno, einen Nebenfluss der Etsch, gönnte mir ein echt italienisches Eis, setzte mich mit einem Snack auf eine Bank am Fluss und genoss den beginnenden Urlaub. Schön. So mag ich das. Um am nächsten Tag fit für die Weiterfahrt zu sein, zog ich mich dennoch bald wieder ins Hotel zurück.

Der Bus erklimmt eine kleine Anhöhe, von der ich einen ersten Blick auf den Gardasee erhaschte. Wow, der Vorgeschmack gefällt mir! Ruhig lag der funkelnde See vor einer herrlichen Bergkulisse und blauem Himmel da. Dann fuhren wir durch Torbole und weiter Richtung Riva. Versehentlich stieg ich eine Bushaltestelle zu früh aus. Das brachte Vor- und Nachteile mit sich.

Vor meiner Abreise habe ich mich entschieden, die nächsten anderthalb Wochen mit kleinem Gepäck unterwegs zu sein und schleppte nun neben Kameratasche und Rucksack eine kleine Sporttasche mit, die mir bereits vier Wochen in Kenia gute Dienste geleistet hat. Der Nachteil: Sie hat keine Rollen. Es war unerwartet heiß und ich war zu warm angezogen. Mein Plan war, von der Haltestelle aus gemütlich am Gardasee Richtung Riva del Garda entlang zu schlendern, aber mit der Tasche war der Plan ein echter Flop.

Der See samt Ufer hingegen waren bezaubernd und betörend schön. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an den Farben, an der Kulisse. Alles strahlte, alles glitzerte. Nur ich schwitzte, schleppte, mein Kopf schimpfte. Aber gleichzeitig waren meine Augen und mein Herz farbüberflutet. Im Schatten eines Baumes legte ich eine kleine Pause ein und mich ins Gras. Das ist also der Gardasee.

Da ich in Riva del Garda nur wenige Stunden verbrachte, machte ich mich bald wieder auf und schlenderte weiter in Richtung Zentrum. Ein hübscher Ort, der auch auf meiner Liste für Übernachtungen stand, aber aus zeitlichen Gründen rausgefallen ist. Menschen saßen entspannt in Cafés, in einem erspähte ich den Moderator und Showmaster Harry Wijnvoord und weiß nun also, wo der seinen Urlaub verbringt.