Limone sul Garda ist bei Touristen besonders beliebt. Für einen Tag habe auch ich den kleinen Ort am Westufer des Gardasees besucht und berichte dir hier von meinen Eindrücken als allein reisende Frau. Wer ein bisschen Geschichte (und Zitronen) mag, kommt hier außerdem auf seine Kosten, denn beides gibt es gemixt mit ein paar Reisetipps obendrauf.
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Während meines mehrtägigen Aufenthaltes in Malcesine plante ich einen Tagesausflug nach Limone sul Garda ein. Das kleine Örtchen liegt am Westufer des Gardasees und befindet sich nur etwas nördlich auf der gegenüberliegenden Seite von Malcesine. Öffentliche Personenfähren verbinden beide Orte mehrmals täglich und benötigen nur circa 20 Minuten ans andere Ufer. Die Kosten für ein Hin- und Rückfahrtticket betragen 13 Euro, eine einzelne Fahrt kostet 6,50 Euro (Stand: Oktober 2023).
Von der Fähre aus genieße ich einen herrlichen Blick auf die erhabenen Bergkulissen des nördlichen Gardasees, auf die Scaligerburg von Malcesine und die alten Überreste der Zitronengewächshäuser von Limone. Aber dazu später mehr.
Das Besondere an Limone sul Garda ist, dass es terrassenförmig an eine steile Bergwand gebaut wurde. Die Häuser und ehemaligen Zitronengärten schmiegen sich eng an die Felswände. Dadurch bilden sich im Ort steile Gässchen, die die Bewohner liebevoll und mit vielen Blumen gestaltet haben.
Rund 1.150 Menschen leben in dem ehemaligen Fischerdorf, das heute ein absoluter Touristenmagnet ist: In den Sommermonaten überschwemmen täglich 10.000 Touristen das kleine Örtchen. Davon habe ich bereits eine kleine Vorahnung erhalten dürfen, ich war an einem Mittwoch Mitte Mai dort.
Auch wenn Limone sul Garda heute für seine Zitronen bekannt ist und an nahezu jeder Straßenecke entsprechende Souvenirs verkauft werden, ist die Herkunft des Ortsnamens nicht zu hundert Prozent geklärt. Der Name leitet sich auf jeden Fall nicht vom Zitronenbau ab. Bereits im 10. Jahrhundert soll der Name
Limon in vielen Urkunden auftauchen. Möglich ist, dass sich der Name von
lima
im Sinne von Fluss ableitet, oder von
limes
im Sinne von Grenze.
In Limone sul Garda erwartet mich genau das, was der Ortsname verspricht: Zitronen: Zitonenlikör, Zitonenmarmelade, Souvenirs aller Art mit Zitronenmotiven wie etwa Wandkacheln, Postkarten, Handtücher und Zitronen zum Verzehr. Auch viele Tische und Menükarten in Restaurants sind mit Zitronenmotiven bedruckt, ebenso die Straßenschilder und Häusernummern. Mehr Marketing geht nicht! Doch warum ist das so?
Die Zitronen begleiten den Ort schon seit mehreren Jahrhunderten. Mönche des San Francesco Klosters in Gargnano weiter südlich am Gardasee führten Zitronen bereits im 13. Jahrhundert ein. Von hier aus verbreitete sich deren Anbau am Gardasee, über den wiederum viele Reisende im Mittelalter berichteten. Ab dem 17. Jahrhundert entstanden die ersten Gewächshäuser. Denn obwohl das Klima bis nach Limone mild genug war, um Zitrusfrüchte anzubauen, konnten die Winter zu kalt für die Früchte werden.
Die damals neuartigen Gebäude aus Mauern, Pfeilern, Balken, Treppen und Terrassen wurden während der kalten Jahreszeit mit Brettern und Verglasungen verschlossen. Sie prägten zudem das Landschaftsbild neu und fanden auch bei Goethe Erwähnung, als er den Gardasee bereiste.
Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Limone sul Garda das nördlichste Anbaugebiet von Zitrusfrüchten für kommerzielle Zwecke. Doch verschiedene Krisen, Konkurrenz aus dem Süden sowie die Entwicklung von synthetischer Zitronensäure läuteten das Ende der wirtschaftlichen Blütezeit ein und machten den Anbau von Zitrusfrüchten zunehmend unrentabler. Der Erste Weltkrieg sowie der außergewöhnlich kalte Winter 1928/29 bedeuteten das endgültige Aus. Am Gardasee sind zwar noch die Spuren der historischen Gewächshäuser zu finden, etwa die steinernen Säulen und Terrassen, doch nur wenige Zitronenplantagen sind noch erhalten oder werden wieder auf traditionelle Weise bewirtschaftet.
Eines dieser Gewächshäuser befindet sich natürlich in Limone sul Garda: die Limonaia del Castèl. Es liegt etwas versteckt oberhalb im Ortskern, doch der Weg dorthin ist ausgeschildert. Das Gewächshaus ist heute ein Museum, erstreckt sich über mehrere Terrassen und kostet einen Eintritt von lediglich zwei Euro.
Der Bau geht auf das 18. Jahrhundert zurück. Um das Erbe der Vergangenheit wieder aufzuwerten, kaufte die Stadtverwaltung 1995 die Limonaia und machte sie wieder nutzbar. Seitdem sind die Terrassen für alle begehbar, das Wassersystem wurde hergestellt und die Geräteschuppen wurden für die Bewirtschaftung neu eingerichtet. Über hundert Zitrusbäume wurden gepflanzt, darunter sind nicht nur Zitronen, sondern beispielsweise auch Kumquats, Mandarinen und Orangen. Jeder Besucher kann sich über die Geschichte des Zitronenanbaus informieren und die schmalen Terrassen entlangschlendern.
Die Limonaia ist von der Altstadt aus bequem zu Fuß zu erreichen. In den Boden gelassene Wegweiser aus Keramik weisen Touristen in regelmäßigen Abständen den Weg. Ich habe diese eher zufällig entdeckt und bin ihnen aus Neugierde gefolgt. Die Altstadt empfand ich zwar als wirklich hübsch, doch mir war sie viel zu überlaufen. Enge Gassen mit Menschenmassen bedeuten für mich immer Stress, deswegen war dies eine willkommene Fluchtmöglichkeit aus dem ganzen Trubel.
Die Belohnung folgte prompt. Es wurde schnell leerer, tatsächlich spielte sich der Tourismus gefühlt unten in der Altstadt ab. Zwar wusste ich zugegeben nicht so richtig, was mich am Ende des Wegweisers erwartete. Das Gewächshaus mit dem Blick über die eng beieinanderstehenden Häuser über den Ort auf den Gardasee waren in Limone sul Garda jedoch mein Highlight.
Außerdem haben sich zu meiner Überraschung nur wenige Touristen hierhin verirrt. Das Phänomen, das tendenziell eher wenige Touristen Museen/ historische Stätten zu besuchen scheinen, wie etwa die Scaligerburg in Malcesine, die Römer-Villa in Sirmione oder jetzt hier, begegnete mir während meines Aufenthaltes am Gardasee häufig. Dabei gab es gerade hier meiner Meinung nach am meisten zu entdecken – plus viele stille Momente, zumindest als ich dort war.
Bei der Geschichte liegt es nahe, dass sich Limone den Zitronen verschrieben hat. Ich finde es dennoch einen witzigen Dreh, dass der Ortsname historisch gesehen nichts mit den Zitrusfrüchten zu tun hat, heute aber jedoch so eng damit verbunden ist.
Doch Limone hat noch viel mehr zu bieten als Zitronen. Ich liste dir hier mal einige weitere Sehenswürdigkeiten auf. Ich selbst habe mir während des Tagesausfluges nicht alle angesehen, aber sollte ich irgendwann noch einmal nach Limone sul Garda kommen, dann stehen sie auf jeden Fall auf meiner To-do-Liste.
Nachdem ich in der Limonaia war, lief ich oberhalb der Altstadt ein wenig herum, genoss den Ausblick, schlenderte durch die hübschen, schmalen Straßen und ging wieder hinunter in die überfüllte Altstadt. Hier aß ich noch eine Kleinigkeit und schaute nach, welche Fähre ich zurück nach Malcesine nehmen würde.
Vielleicht bist du so wie ich alleine als Frau unterwegs und fragst dich, ob Limone sul Garda sicher ist. Limone ist ein kleiner gemütlicher Ort und meiner Meinung nach absolut sicher für allein reisende Frauen. Die Menschen dort sind freundlich und hilfsbereit. Doch auch wenn die Kriminalitätsrate gering ist, gilt hier das gleiche wie auch sonst: Fordere dein Glück nicht heraus und laufe beispielsweise mit einer offenen Handtasche herum oder lasse abends dein Getränk unbeaufsichtigt. Sei dir deiner Umgebung bewusst und höre auf dein Bauchgefühl, wenn du beispielsweise angesprochen wirst.
Limone sul Garda gilt als einer der schönsten Orte am Gardasee. Allerdings liest man das über viele Orte dort und jeder hat seinen eigenen Charme. Limone hat auch mir gefallen, aber ich habe mich aufgrund des touristischen Aufkommens zu sehr hetzen lassen. Das Highlight war für mich persönlich nicht die Altstadt, sondern die Limonaia del Castèl.
Die sich am Felsen hochschlängelnden Häuser wirken für mich persönlich vom Hafen aus fast erdrückend, dabei kann ich mir vorstellen, dass genau dieser Eindruck bei vielen Besuchern Faszination auslöst. Am Ende ist aber alles Geschmackssache und 10.000 Touristen täglich sprechen für sich. Für mich persönlich war die Entscheidung genau richtig, am Ostufer zu übernachten und für den Tagesausflug nach Limone sul Garda zu fahren.
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Hey, ich bin Katrin, schön, dass du auf meinem kleinen Reiseblog gelandet bist. Ich bin leidenschaftlich gerne unterwegs, liebe es, neue Menschen und Orte kennenzulernen und immer wieder ein bisschen mehr von mir selbst. Der Blog richtet sich an alle, die gerne alleine reisen oder es einfach mal ausprobieren wollen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern.
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