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Kenia Reise | Lake Naivasha
Katrin Gehring • Okt. 23, 2022

Lake Naivasha zum Entspannen

Kenia ist ein atemberaubendes Land, geprägt von landschaftlicher Vielfalt, freundlichen Menschen und tierischem Reichtum. In Teil 3 meiner Blogreihe „Kenia Reise“ erzähle ich dir von meinem Aufenthalt am Lake Naivasha im Südwesten Kenias und von meinen Eindrücken auf dem Weg von Nairobi dorthin.

Icon einer Sonne

Eine Woche Nairobi liegt hinter mir. Eine reizüberflutende Woche, in der ich gelernt habe, mit den Händen zu essen und mit selben Wäsche zu waschen. Ich bin immer ein wenig verstaubt und verschwitzt herumgelaufen und trotzdem oder gerade deshalb ist Nairobi ein Stück in mein Herz gezogen. Der Abschied fällt mir schwer. Mehr als das. Eigentlich will ich nicht weg. Als ich mit Paul (Name geändert), dem weltbesten Taxifahrer, im Auto sitze, kullern bei mir die Tränen. 

Von Nairobi zum Lake Naivasha

Doch Ablenkung folgt schnell. Vor uns liegen gute zwei Stunden Fahrt und ich bin so froh und dankbar, dass Paul mich fährt. Solange ich in Kenia bin und es mich wieder nach Nairobi verschlägt, werde ich ihn buchen. Paul ist ein Ehrenmann, den ich sehr schätze und dem ich vertraue.


Fremde Welten

Wir fahren durch Kenias Straßen. Sie geben einen authentischen Einblick in das Leben. Wir passieren kleine Ortschaften, die ich mit meinem europäischen Denken gar nicht als Stadt einordnen würde, was Paul aber tut. Eine befestigte Hauptstraße führt durch den Ort. Rechts und links sandige Pisten und Plätze, mal ein Baum, manchmal freilaufende Ziegen, Bodabodas (Kenias Motorradtaxis), marode Häuser, vor allem aber kleine, wackelige Shops, die sich aneinanderreihen: Lebensmittel, Kleidung, Handys.


Ich frage mich: Würde ich mich alleine auf die Straße trauen? Würde ich in einem der baufälligen Hotels absteigen? Wie würde ich mich in dieser fremden Welt fühlen? Es ist noch einmal ganz anders als in Nairobi. Wie albern, das Ungewohnte so zu hinterfragen, schelte ich mich. Ich möchte offener für das Fremde sein.


Was ich mich aber auch frage: Wo leben die Menschen? Sind es diese winzigen Verschläge, die hier und da stehen? Nichts deutet auf Wohnungen und Häuser zum Leben hin. Diese fremde Welt fasziniert mich irgendwie. Für Paul neben mir ist sie normal. Wie er sich wohl in Deutschland fühlen würde, wenn ich ihm Köln zeigte? Wahrscheinlich würde er sich zuerst über den Verkehr kaputtlachen, den wir als Stau bezeichnen. Ich kann mich nicht sattsehen, möchte die Menschen aber nicht wie Tiere anstarren.


Eindrücke von unterwegs

Wir fahren vorbei an Teeplantagen und Kuhherden mit Massai-Hirten. Stehen auf der Landstraße im Stau, umzingelt von alten, stinkenden LKW. Tatsächlich dachte ich, dass es außerhalb von Nairobi keinen Stau und nur wenig Autos gibt. Wie naiv ich doch bin! Wie schleichen voran. Am Straßenrand direkt neben der LKW-Abgas-Lärm-Hölle bieten dutzende Verkäufer gegrillte Maiskolben an. Die Grillstationen sind ebenfalls direkt neben der vielbefahrenen Hauptstraße und schon von Weitem an einer Spur von Maisblättern und Maisresten zu erahnen.


Dann erklimmt Pauls altes Taxi einen Pass und wir haben einen atemberaubenden Blick in das Great Rift Valley. Wir halten für einen kurzen Fotostopp. Das macht Paul immer an schönen Orten, um mir alles zu zeigen und Bilder von mir zu machen. Er ist halt nicht nur der beste Taxifahrer, sondern auch der beste Guide.

Aussichtspunkt mit Blick auf das Great Rift Valley

Vorbei geht's auch am Mount Longonot. Ein erloschener Vulkan, den man besteigen und dessen Krater man umwandern kann. Er ist einer der Gründe, warum ich für meine Kenia Reise plante, zum Lake Naivasha zu fahren: Weil er ein guter Ausgangspunkt für Unternehmungen ist. So auch für den Hell's Gate Nationalpark. Ob meine Lodge solche Touren anbietet, weiß ich nicht, aber wenn nicht, wären sie ja ziemlich blöd, denke ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn. 

Eine Lodge und viel Zeit

Dann sind wir da. Am Eingang wird die Temperatur gemessen – oh nein, nicht schon wieder! Nach meinem Trauma in Nairobi am Flughafen habe ich immer ein bisschen Sorge, dass sie wieder zu hoch ist. Doch sie ist perfekt. Puh!


Ich habe vier Nächte in der Lake Naivasha Sopa Lodge gebucht. Schick ist es hier, die Anlage ist weitläufig und wunderschön am Lake Naivasha gelegen. Alle sind sehr freundlich. Dass mich die Manager persönlich begrüßen, finde ich seltsam, aber nett und verbuche es unter afrikanischer Freundlichkeit.


Nach Nairobi ist der Lake Naivasha ein Ort der Ruhe. Bei einem Briefing wird mir eingebläut, dass ich meine Balkontür immer geschlossen halten soll und das hat seinen Grund: Ein Affe sitzt vor meiner Balkontür und schaut in mein Zimmer hinein ... Kurz nach meiner Ankunft klopft es. Zimmerservice. Es gibt ein paar Kekse. Wie nett, denke ich, so lässt es sich aushalten.


Abends frage ich an der Rezeption nach Ausflugsmöglichkeiten und erfahre: keine Touren zum Mount Longonot und Hell's Gate Nationalpark. Ohje ... Gut, dann mal sehen, was mir die Zeit so bringt. Aus irgendeinem Grund bin ich zu schüchtern, auf eigene Faust loszuziehen und mir ein Uber zu den beiden Spots zu bestellen. Im Nachhinein denke ich: „Hätte ich doch mal“, was ich eigentlich vermeiden möchte, wie du in meinem Blog-Beitrag „9 Gründe, warum ich es liebe, alleine zu reisen“ nachlesen kannst. Und so werden es sehr entspannte Tage.


... wo man mich mit Namen kennt

Schnell merke ich, dass mich jeder mit Namen und Zimmernummer kennt. Die Begrüßung vom Management war vermutlich kein Zufall und auch der Abschied desselben nicht. Die Tatsache, dass ich vier Nächte hier verbringe, ist eine Besonderheit. Alle anderen Gäste sind ein, höchstens zwei Nächte hier, es ist ein stetiges Kommen und Gehen, ein Gewusel, wie ich selbst beobachte.


Deswegen komme ich in den Genuss einiger Vorzüge: zum Beispiel eine Bootsfahrt zum vergünstigten Preis. Ich darf sogar einen Blick auf die vorläufige Speisekarte vom Mittagsbuffet werfen: Ob das so für mich okay sei oder ob ich noch Wünsche habee. Dabei ist das Buffet so reichhaltig, vielfältig und lecker – wer bin ich, dass ich etwas hinzufügen oder beanstanden könnte? Sogar der Chefkoch kommt einmal zu mir, als ich am Buffet stehe, und fragt, ob ich die Person sei, die für vier Nächte bleibt. Am Morgen meiner Abreise packt mir einer der Kellner ein kleines Päckchen mit Leckereien vom Frühstücksbuffet. Wie lieb! 

Am Lake Naivasha kurz vor Sonnenuntergang

Menschen kennenlernen

Wenn man alleine reist als Frau, ist es leicht, Menschen kennenzulernen. So treffe ich ein reiselustiges und junggebliebenes Paar aus den USA. Irgendwie erinnern sie mich an Hippies, Alt-68er. Die beiden laden mich an ihren Tisch ein. Ihre Fröhlichkeit, Begeisterung fürs Reisen und offene Art ist absolut erfrischend. Als der Live-Musiker des Abends zu uns an den Tisch kommt, wünscht Steve sich ein Lied, schnappt sich seine Frau und sie tanzen so verliebt, als gäbe es nur sie auf der Welt. Wirklich rührend. Steve und Heidi, wenn ihr das lest: Liebe geht raus!


An einem anderen Abend lerne ich zwei junge deutsche Paare kennen, die sich erst in Kenia kennengelernt haben. Allerdings bin ich mit ihnen nicht auf der gleichen Wellenlänge wie mit meinen Freunden aus den USA. Komisch eigentlich: Alle Nationen sind mir auf Reisen sympathischer als meine eigenen Landsleute. Das Essen ist nicht gut genug, der Guide hat seine Marotten, irgendwas ist immer. Dabei ist das eine Paar in seinen Flitterwochen. Und sollte man nicht einfach glücklich sein, wenn man das Privileg hat, so eine Reise zu machen?


Tiere am Lake Naivasha

Der Lake Naivasha ist ein klitzekleiner Vorgeschmack auf die Masai Mara. Neben dem "richtigen Wildlife", wie den unzähligen Vogelarten, Affen und Nilpferden, gibt es auf der Anlage Zebras, Wasserböcke und Giraffen. Wenn ich morgens in aller Frühe auf den Balkon gehe, steht vor meinem Bungalow eine Gruppe Zebras oder Wasserböcke. Eines Abends, die Parkanlage ist bereits gesperrt, weil bei Einbruch der Dunkelheit die Nilpferde aus dem Wasser kommen, kann ich von meinem Balkon eine Nilpferdmutter mit ihrem Baby beobachten. Sie ist bis zur Absperrung an Land gekommen, um zu grasen. Stark!


Dann die Vogelwelt! Am Lake Naivasha hat sich der Sound Afrikas in meine Erinnerung eingebrannt. Ich weiß bis heute nicht, welche Vögel es sind, aber sie sind der Klang Afrikas, der beständige Hintergrundton, den ich auch in der Masai Mara und in Amboseli gehört habe.

  • Zebra auf Lodge-Anlage am Grasen

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  • Ibis am Lake Naivasha auf Nahrungssuche

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  • Permutfarberner Vogel am Lake Naivasha

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  • Grasende Zebramutter mit ihrem Jungen

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  • Wasserbock Männchen liegt entspannt im Gras

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  • Ibis stackst durch das Gras auf der Suche nach Nahrung

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  • Affe in einem Kakteenbaum

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  • Ibis putzt sich

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Bootstour Lake Naivasha

Mein einziger richtiger Ausflug ist eine Bootstour auf dem Lake Naivasha. Es ist erschreckend zu sehen, wie viele Gebiete unter Wasser stehen. Davon zeugen die abgestorbenen Bäumen, die aus dem Wasser ragen und zeigen, wo mal die Landgrenze verlief. Das ist tragisch für die Menschen, die Land und Gut verloren haben. Schuld ist der Klimawandel.

Die Kapitänin ist eine junge Frau. Wir verstehen uns sehr gut und zwei Tage später verbringen wir auch den Vormittag miteinander plaudernd auf einer Bank. 

Du hast Fragen zu Kenia und suchst nach Reisetipps und praktischen Hinweisen? Dann findest du vielleicht hilfreiche Infos in meinem Blogbeitrag "Kenia: Reisetipps, Hinweise und eigene Erfahrungen".

Icon einer Sonne

Fakten zum Lake Naivasha

Fläche: schwankend saisonal zwischen 100 km² und 150 km²

Länge: 13 km

Maximale Tiefe: 8 Meter

Höhe über dem Meeresspiegel: 1.884 m

Typ: Süßwassersee

Lage: im Südwesten Kenias, im östlichen Teil des Great Rift Valleys

  • Nilpferde des Lakes Naivashas liegen in der Sonne und wärmen sich auf

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  • Abgestorbene Bäume ragen aus dem See - hier war mal genutztes Land

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Fazit: Kleiner Kulturschock mit gutem Ende

Nach den reizüberflutenden Tagen in Nairobi war es am Lake Naivasha sehr erholsam. Trotz kleiner Kulturschocks. Alles war so schick. Bei meiner Anreise war nicht nur eine Gruppe von Influencerinnen da, sondern parallel fand auch eine andere Konferenz mit Menschen in Anzügen statt. Und mittendrin ich im staubigen Straßen-Style. Ich wollte wieder mit den Händen essen und empfand es als beruhigend, abends meine Wäsche selbst zu waschen. Doch nach der ersten Eingewöhnung und den freundlichen Mitarbeitern, fühlte ich mich schnell wohl.


Jetzt geht es weiter in die Masai Mara. Eines der Ziele, auf das ich mich am meisten freue. Weite, Natur, wilde Tiere. Innerlich aber habe ich Stress, weil das wieder einen Ortswechsel bedeutet, was mich verunsichert. Außerdem steht mir mein erster Inlandsflug. So viel Neues, so viel Unbekanntes, so viele offene Fragen. Hoffentlich klappt alles. Aber es bedeutet auch Abenteuer und ich möchte aus meiner Komfortzone herauskommen.


Erst mal holt Paul mich ab. Ich freue mich riesig ihn zu sehen. Obwohl ich ihn gar nicht darum gebeten habe, ist er heute nicht nur mein Taxifahrer, sondern auch mein Guide in Nairobi. Denn bis mein Flug vom Nairobi Wilson Airport geht, haben wir einige Stunden Zeit. Das war wohl meine übervorsichtige deutsche Planung.


Und wie ging es mir alleine als Frau am Lake Naivasha? Hervorragend! Zwar bin ich hier in einer sicheren, touristischen Umgebung. Dennoch habe ich gehört, dass es bei den Fischern der Gegend Unruhen und wohl sogar eine Schießerei gab. Das ist tragisch und zeigt nur einmal mehr die Lebensrealität fernab der schönen Lodges. Dessen sollte man sich immer bewusst sein.

Über mich

Katrin in Portugal an der Algarve

Hey, ich bin Katrin, schön, dass du auf meinem kleinen Reiseblog gelandet bist. Ich bin leidenschaftlich gerne unterwegs, liebe es, neue Menschen und Orte kennenzulernen und immer wieder ein bisschen mehr von mir selbst. Der Blog richtet sich an alle, die gerne alleine reisen oder es einfach mal ausprobieren wollen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern.


Das findest du auf meinem Blog

  • Meine Erfahrungen als Alleinreisenden
  • Inspiration & Ideen
  • Nützliche Tipps
  • Authentische Empfehlungen

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