Die Deutschen lieben ihren Urlaub und greifen dafür tiefer in die Tasche – wenn sie es finanziell können. Doch rund 22 Prozent können sich keine Woche Urlaub leisten. Und jetzt? Gibt es trotz wenig Geld eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und sowas wie einen Mikro-Urlaub in Form von Tagesausflügen zu erleben?
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Wer sind die 22 Prozent der Menschen, die sich keinen Urlaub leisten können? Nun, einer davon bin ich und das ist okay, denn mein Leben ist kein Hochglanz Instagram Feed. Im Jahr 2024 lässt es meine wirtschaftliche Situation schlicht nicht zu, dass ich zwei Tage, geschweige denn eine ganze Woche, wegfahre. Neben mir sind es noch rund 18,2 Millionen Menschen (also die rund 22 Prozent), denen es ähnlich geht. Und das veranlasst mich zu diesem Blogbeitrag.
Reisen ist ein Privileg. Das muss man sich leisten können. Ob Griechenland, Sri Lanka und die Malediven, Namibia, Mauritius oder eine Auszeit in Ozeanien/ Australien und Asien: In diesem Jahr winke ich Freunden und Verwandtschaft von Köln aus zu, kommentiere bei WhatsApp und like Fotos.
Ich will nicht undankbar sein, hatte ich doch das große Glück, dass ich Anfang des Jahres einen Kameramann für seine Doku nach Südafrika begleiten und die NGO Masifunde kennenlernen durfte. Darum beneiden mich wahrscheinlich viele, denen sich nicht so eine Chance bietet.
Kein Grund, den Kopf in den palmenlosen deutschen Sand zu stecken, auch wenn es – zugegeben – manchmal schwerfällt. Lass uns schauen, welche Optionen es gibt und wie man den Sommer oder das Jahr gestalten könnte. Eine Übernachtung schließe ich aus bekannten Gründen aus, es geht um Ausflüge.
Vorab: Mir ist bewusst, dass wir alle in unterschiedlichen Lebenslagen stecken, nicht nur finanziell. Die Beispiele und Ideen, die ich dir nenne, beruhen auf meinem Status:
Solltest du beispielsweise Kinder haben und nach passenden Aktivitäten für k(l)ein(es) Geld suchen, wirst du hier wahrscheinlich nur bedingt fündig, sondern eher in einem Mamiblog.
So oder so: Es geht mir vor allem
um Anregungen und Ideen. Am Ende sollst du Lust haben, dich über das
Angebot und die Möglichkeiten in deiner Region zu informieren, so wie ich es auch tue und dabei immer wieder Praktisches entdecke.
Mein “Ticket in die Freiheit” ist das Deutschlandticket. Dies ist aktuell mein einziger Luxus, den ich mir gönne. Für 49 Euro im Monat kann ich flexibel mit dem Nahverkehr überall hinfahren, wo ich hin möchte. Da ich mir keine Übernachtungen leisten kann, suche ich im Umfeld von Köln in einer Fahrtdistanz von ein bis zwei Stunden Ziele heraus, zu denen ich einen Ausflug unternehmen kann. Nach Lust und Laune setze ich mich vor Google Maps und gucke, was ich Ansprechendes an Städten und Orten finde, mache eine schnelle Recherche und trage sie in eine
Liste für potenzielle Tagestouren ein, damit ich immer Ideen habe.
Deutschlandticket Sozial: Hast du Anrecht auf Sozialleistungen wie Bürgergeld, Wohngeld oder bis anderweitig leistungsberechtigt, kannst du das Deutschlandticket für 39 Euro statt für 49 Euro im Monat erhalten. Informiere dich hierzu beispielsweise bei der Deutschen Bahn und dem Verkehrsbund deiner Stadt oder Region.
Mit dem Deutschlandticket kannst du teilweise ins Ausland fahren. Das ist dann interessant für dich, wenn du in einer Grenzregion wohnst. Ich habe beispielsweise gelesen, dass du damit unter anderem bis Salzburg in Österreich, Basel Bad in der Schweiz, Wissembourg in Frankreich oder Venlo in den Niederlanden fahren kannst. Das sind zwar alles Städte nahe der deutschen Grenze, aber vielleicht welche, die bisher noch nicht auf deiner Liste standen. Von Wissembourg habe ich noch nie etwas gehört. Für einen Tagesausflug ist es für mich zu weit weg, aber mit Übernachtung wäre es ideal, denn eine schnelle Recherche ergab, dass es sich um einen total hübschen Ort handelt.
Schau einfach mal, welche Optionen es für deine Region, vielleicht auch die Grenzstädte, gibt. Da ist bestimmt die ein oder andere Überraschung dabei. Je nachdem wo du wohnst spielt die Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel an deinen Wohnort sicher eine Rolle. Falls das für dich eine Möglichkeit ist,
gib dem ganzen eine Chance und erkunde die Umgebung.
Für mich persönlich habe ich geplant, in diesem Jahr Ausflüge nach Lüttich in Belgien und Maastricht in den Niederlanden zu machen. Dafür wollte ich ursprünglich mit dem Deutschlandticket bis nach Aachen fahren und mir von da aus jeweils ein Hin- und Rückfahrtticket bis in die jeweilige Stadt holen. Bei der Preisermittlung, und irgendwie ein bisschen auch durch Zufall, habe ich das euregioticket entdeckt, das ganztägig für 21,70 Euro (Stand Juli 2024) für den ÖPNV zwischen Aachen, Lüttich und Maastricht und die Städte selbst gültig ist. Unterm Strich ist das Ticket sogar mehr als 10 Euro günstiger als die Einzeltickets, die ich ursprünglich angedacht hatte.
Wohnst du auch in der Region, ist das Ticket für dich vielleicht eine Option. Wohnst du in einem anderen Grenzgebiet Deutschlands, halte doch mal die Augen offen, ob es so ein Angebot auch in deiner Region gibt.
Hinweis: Das euregioticket habe ich über den Aachener Verkehrsbund gefunden. Andere Verkehrsverbünde bieten möglicherweise ähnliche Tickets an.
Wohnst du nahe Luxemburg und bist gegebenenfalls in Besitz eines Deutschlandtickets, dann statte unserem kleinen Nachbarland doch mal einen Besuch ab. Seit 2020 sind
alle öffentlichen Verkehrsmittel, wie Busse, Züge und Straßenbahnen, kostenlos. Ja, richtig, kostenlos, das, wovon wir Deutschen träumen. Auch als Tourist darfst du die Verkehrsmittel ohne Ticket nutzen. Du kannst in Deutschland von wo auch immer starten und ab der luxemburgischen Grenze legal kostenlos weiterfahren.
In Deutschland gibt es wunderbare Wanderwege und Fernradwege. Während Corona haben wir alle das Spazierengehen, Wandern und Radfahren wieder für uns entdeckt. Haben wir es uns erhalten?
In und um Köln gibt es zahlreiche Möglichkeiten zum Wandern. So etwa den Kölnpfad, Rheinsteig, die Eifel mit zahlreichen Wanderwegen, die Wahner Heide, das Bergische … Wie ist es in deiner Region? Vielleicht will dein Rad mal wieder bewegt werden? Vergiss die Kamera nicht, wenn du eine hast. Mir macht es gleich doppelt so viel Spaß unterwegs zu sein, wenn ich Tiere beobachte und sie auf Kamera festhalte. Da freue ich mich über eine Libelle genauso wie über einen Frosch oder einen Mäusebussard.
Da ich wenig Ahnung vom Wandern habe, hole ich mir
Inspiration von Wanderseiten der jeweiligen Regionen, Sammelblogs oder wieder bei Google Maps und trage die Routen, die für mich infrage kommen, ebenfalls in eine Liste ein.
Generell gibt es in
Deutschland wahnsinnig viele tolle Städte, Orte und Landschaften, die einen Besuch wert sind. Google mal für deine Umgebung oder sogar für Deutschland und hole dir Inspiration. Außerdem gibt es jetzt ganz aktuell 54 UNESCO-Welterbestätten.
Hast du ein Deutschlandticket, könntest du Freunde oder Verwandte besuchen – ich glaube, so langsam verstehst du, warum das Deutschlandticket mein Luxusartikel ist. Wenn es schon nicht Mallorca sein kann, dann vielleicht der Bruder in Berlin, die Freundin in Koblenz oder ein alter Bekannter in Dresden. Ein Sofa ist bestimmt frei und von hier aus lassen sich gemeinsame Aktivitäten starten.
Apropos Sofa: Sicher ist Couch Surfing eine kostenlose Möglichkeit unterzukommen und gleichzeitig Leute kennenzulernen. Da ich selbst keine Erfahrung damit habe und in absehbarer Zeit nicht vorhabe, es auszuprobieren, kann ich dir hierzu keine Tipps, Empfehlungen oder Ratschläge geben.
Mit 0 Cash in de Täsch ist das mit der Verpflegung so ein Ding. Bestimmt würdest du dir gerne einen Cappuccino gönnen oder unterwegs essen gehen. Vielleicht kannst du dir das leisten, vielleicht nicht. Ich verzichte ehrlich gesagt darauf, auch wenn es mir leid tut, weil ich dem Ort nichts bringe, den ich besuche.
Stattdessen berücksichtige ich bei meinem Einkauf vor dem Ausflug, dass ich etwas unternehmen werde. Ich mache
belegte Brötchen, schneide mir Obst und Gemüse auf, bereite mir vielleicht Kaffee in einer Thermoskanne zu, vergesse meine Flasche Wasser nicht, et voilà: meine Verpflegung für den Tag.
Die Ideen und Anregungen, die ich dir genannt habe, können einen Urlaub unter Palmen oder in den Bergen nicht ersetzen. Aber es gibt tolle Aktivitäten, die man auch ohne (viel) Geld unternehmen kann. Wichtig sind Ideen, ein bisschen Kreativität und die Beschaffung von Informationen. Wenn du nur zu Hause sitzt und denkst: Hab ich schon, kenn ich schon, will ich nicht, ist langweilig, wird es ehrlicherweise schwierig.
Was meiner Meinung nach wichtig ist, ist ein
Tapetenwechsel. Einfach raus aus den eigenen vier Wänden und was Neues sehen. Uns fällt ja allen mal die Decke auf den Kopf, den einen mehr, den anderen weniger. Deutschland hat so viele schöne Ecken. Wenn das Teufelchen auf deiner Schulter sagt, wie langweilig ein Tagesausflug ist, scheuch es weg. Mach das Beste aus deiner Situation. Und wenn der Sommer rum ist, guck auf die Bilder, die du gemacht hast und freue dich an all dem, was du Schönes erlebt hast, obwohl du “gar nicht richtig im Urlaub” warst. Ich werde es so machen und finde es jetzt schon stark, um wie viel mehr ich mein eigenes Land besser kennengelernt habe.
Die Deutschen sind nach Corona wieder reisefreudig unterwegs, las ich vor einiger Zeit auf tagesschau.de. 102 Millionen Reisen wurden 2023 ins Ausland gebucht, stand in dem Artikel. Das sind wirklich viele. Wirklich viele sind aber auch die Menschen, die 2023 nicht in den Urlaub gefahren sind, weil ihnen schlichtweg das Geld fehlte.
Rund 22 Prozent der Deutschen können sich keine Woche Urlaub leisten. Das zeigen die Daten des Statistikamtes der Europäischen Union (Eurostat). Am meisten betroffen sind Alleinerziehende und Rentner (Quelle:
Tagesschau, abgerufen am 26.07.2024). Alleinstehende (30,4 Prozent) haben gegenüber Paaren (16,8 Prozent) häufiger zu wenig Geld für Urlaub zur Verfügung (Quelle:
RND, abgerufen am 26.07.2024).
Dabei hat das Reisen einen hohen Stellenwert. Das zeigen Auswertungen der Stiftung für Zukunftsfragen, die die Ergebnisse der Deutschen Tourismusanalyse 2024 vorgestellt hat. Daraus geht unter anderem hervor, dass ...
Dass sich rund ein Fünftel der Deutschen, mir inklusive in diesem Jahr, keine Woche Urlaub leisten kann, finde ich richtig mies. Jeder hat eine Auszeit verdient, aber zur harten Wahrheit gehört: Es gibt bei vielen Menschen Zeiten, in denen das Geld nicht reicht, um was beiseitezulegen, um es für den nächsten Urlaub zu sparen.
Doch es gibt die kleinen Mikrourlaube, die wir in der Umgebung machen können. Mit ein bisschen Kreativität und ein bisschen Recherche können wir aus dem Alltagstrott ausbrechen. Am Ende des Sommers oder des Jahres blicken wir auf die schönsten Bilder zurück und können vielleicht sagen: Achja … Da war ja doch einiges los in diesem Jahr.
Über mich
Hey, ich bin Katrin, schön, dass du auf meinem kleinen Reiseblog gelandet bist. Ich bin leidenschaftlich gerne unterwegs, liebe es, neue Menschen und Orte kennenzulernen und immer wieder ein bisschen mehr von mir selbst. Der Blog richtet sich an alle, die gerne alleine reisen oder es einfach mal ausprobieren wollen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern.
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