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10 praktische Learnings aus meinen Reisen
Katrin Gehring • Juni 10, 2024

Meine 10 Learnings aus dem Alleinreisen

Alleinreisen als Frau ist mitunter ein stetiges Lernen und Optimieren. Niemand ist vor Fehlern und Fettnäpfchen gefeit und ich ganz bestimmt nicht. Einige meiner praktischen Learnings als Alleinreisende gebe ich dir mit auf den Weg. Vielleicht helfen sie dir weiter, vielleicht hast du aber schon längst eigene MacGyver-Skills für deine Reisen entwickelt.

Learning 1: Nicht zu viel einpacken

Mit einem großen Koffer voller Sachen reist es sich leichter, oder? Da bin ich mittlerweile anderer Meinung. Grundsätzlich versuche ich mit so wenig Gepäck und so pragmatisch wie möglich zu reisen, egal, ob ich mehrere Wochen unterwegs bin oder nur für ein Wochenende zu meinen Eltern fahre.


Zum einen schleppe ich weniger Gewicht mit mir herum. Zum anderen bin ich als Alleinreisende für mein Gepäck verantwortlich. Ich habe niemanden, der mal eben aufpassen kann, während ich schnell zur Toilette oder zum Bäcker gehe. Am Flughafen kann es sogar problematisch sein, Fremde zu bitten kurz aufzupassen, da diese beispielsweise zum Schalter gerufen werden können - schwupps, schon ist das Gepäck unbeaufsichtigt. Und wir wissen ja alle, was unbeaufsichtigtes Gepäck am Flughafen bedeutet … Je weniger und leichter ich packe, desto besser komme ich unterwegs klar.

Gemütliches Hotelzimmer in Kapstadt. Da es schon spät war, brannte warmes Licht.

Learning 2: Nicht nachts am Zielort ankommen

Ich vermeide es, wenn möglich, nachts an meiner Zieldestination anzukommen. Für Alleinreisende ist es unsicherer, es fahren weniger Verkehrsmittel und nicht überall gibt es einen 24-Stunden-Check-in. Außerdem habe ich weniger Zeit vor Ort und für eine erste Akklimatisierung, was schade ist. Falls es sich nicht vermeiden lässt, buche ich beispielsweise vorab einen Flughafentransfer und erkundige mich im Hotel, bis wann der Check-in möglich ist. Häufig wird bei der Buchung die voraussichtliche Ankunftszeit abgefragt.

Icon einer Sonne

Learning 3: Nicht zu viele Aktivitäten einplanen

Am liebsten möchte ich gefühlt alles in einer fremden Stadt oder einem fremden Land erleben und sehen. Vielleicht kennst du das oder bist jemand, der einen durchgetakteten Tag braucht. Hier mein Tipp: Takte lieber etwas weniger. Denn Spoiler: Es klappt nicht immer alles, wenn man (alleine) unterwegs ist. 


Trotz meines Wunsches, viel zu sehen, bin ich gerne entspannt unterwegs. Deswegen nehme ich mir je nach Aufwand ein bis drei Sachen für den Tag vor und habe einen Puffer, falls es beispielsweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln Verspätungen gibt, es vor Ort sehr voll ist oder was auch immer dazwischen kommen sollte. Im schlimmsten Fall löst Situation X einen Dominoeffekt aus, sodass meine gesamte Planung hinüber ist. Ich persönlich plane gerne etwas für den Vormittag und späten Nachmittag und liebe es, während der Mittagszeit in meiner Unterkunft zu ruhen.

Antikes, römisches Theater in Catatina bei schönes Wetter. Das Theater ist mitten in der Stadt und von bunten Wohnhäusern umgeben. Im Vordergrund posiert eine Frau.

Learning 4: Nicht zu wenig Aktivitäten einplanen

Bist du der Typ Mensch, der nicht plant und spontan unterwegs ist, kann dir Punkt 3 nicht passieren. Doch auch zu wenig (ein)planen kann zur Stolperfalle werden. Beispielsweise musst du an einigen Sehenswürdigkeiten Tickets und Timeslots im Voraus buchen. Da ist leider wenig Raum für Spon­ta­ne­i­tät. Informierst du dich zudem nicht über einen Ort, können dir möglicherweise tolle Sachen entgehen, weil du nicht wusstest, dass es sie gibt. Auf der anderen Seite entdeckst du auch schöne Orte, wenn du dich einfach treiben lässt. 


Zu guter Letzt hilft ein gewisses Maß an Planung dabei, dich weniger einsam zu fühlen, falls dir das Probleme bereiten sollte. Du bist beschäftigt, musst von A nach B kommen und kannst dich auf die Aktivitäten einlassen, statt in deiner Unterkunft zu sitzen und zu überlegen, was du unternehmen könntest. Oder schlimmer noch: ins Grübeln zu kommen und dich einsam zu fühlen.


So ging es mir in meinem ersten viertägigen Urlaub allein auf Mallorca, in Port de Sóller. Man kann sagen: Ich habe mich mäßig vorbereitet, wusste nur wenig mit mir anzufangen und reiste mit kleinem Budget. Das führte dazu, dass ich zwar für einen Tag nach Palma fuhr, aber grundsätzlich in Port de Sóller rumhing, nicht so richtig wusste, was ich machen sollte und mich einsam fühlte. Erst am letzten Tag bin ich auf die Idee gekommen, dass ich ja mal zum nahegelegenen Leuchtturm gehen könnte, von wo aus die Aussicht echt schön war. Aus heutiger Sicht würde ich sehr viel anders machen.

Blick von einer Anhöhe auf den die Bucht von Port de Sóller, Mallorca. Das Wetter ist schön, blauer Himmel, im Hafen liegen Segelboote, im Hintergrund ist das Tramuntana-Gebirge

Learning 5: Mich selbst nicht unter Druck setzen

Wenn ich auf einem Solo-Trip unterwegs bin, möchte ich viel erleben, die Zeit so gut es geht nutzen. Aber eigentlich weiß ich, dass mein Akku irgendwann leer ist, meine Füße wehtun und ich nichts gegen einen Abend oder eine Siesta im Hotel hätte. Und das gönne ich mir! Jede Reise ist auch mit Anstrengung verbunden. Man ist permanent neuen Reizen ausgesetzt und ständig auf Achse. Das ist anstrengend. Damit ich möglichst viel von meinem Urlaub oder meiner Reise habe, brauche ich Pausen. Ich baue mir grundsätzlich welche ein, wie du bei Punkt 3 gesehen hast.


Als ich im Frühjahr 2023 auf Sizilien war, war mein Stolz groß. Einige Wochen bevor ich geflogen bin, hat mich Corona übel erwischt und ziemlich platt gemacht. Auf keinen Fall wollte ich meinen Urlaub verschieben. Also flog ich zwar gesund, aber ziemlich geschwächt nach Catania und wollte mir beweisen, wie fit ich doch bin. Zwar habe ich viel unternommen, doch auch einiges ausgelassen, weil ich eben nicht fit genug war. Unterm Strich glaube ich, ich hätte Sizilien noch mehr genießen können, wenn ich mich innerlich nicht ständig angetrieben und unter Druck gesetzt hätte. Warum ich so drauf war, kann ich dir nicht sagen, zumal ich ja für jede Pause zu haben bin. Ein Fall von falschem Stolz. Tu du dir das bitte nicht an.

Eine Frau steht in mächtigen gewölbten Gängen einer Festung. Licht scheint herein

Learning 6: Über Verkehrsmittel informieren

Vor einer Abreise informiere ich mich immer über die (öffentlichen) Verkehrsmittel in meinem Zielort, da ich kein Auto fahre (bin seit Jahren nicht mehr gefahren und daher zu unsicher). Das heißt: Gibt es überhaupt gute Verbindungen? Was kostet ein Taxi? Kann ich alternativ Uber fahren? Wie kann ich bezahlen? Fahren Busse, Züge oder Privatshuttle? 


Bevor ich also irgendetwas buche, prüfe ich immer, ob und wie ich mich in der Stadt und zwischen den Orten fortbewegen kann, damit ich nicht festhänge oder zu lange Anfahrtswege habe. Das ist zugegeben nicht immer die beste Lösung und ein Mietwagen wäre manchmal eine praktischere Lösung.

Icon einer Sonne

Learning 7: Erscheinungsbild

Nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, nicht mehr individuell zu sein. Als alleinreisende Frau ziehe ich allerdings je nach Reiseland genug Aufmerksamkeit auf mich. Das gilt für Diebe, Trickbetrüger, geschäftstüchtige, heiratswillige Männer etc. Die Aufmerksamkeit muss nicht durch Kleidung, Verhalten oder Gegenstände verstärkt werden. In einer Reisegruppe kann ich mich mehr oder weniger verstecken. Deshalb passe ich meine Kleidung den örtlichen Gegebenheiten an. Nicht nur, um weniger aufzufallen, sondern auch aus Respekt gegenüber der Bevölkerung. Selbst in europäischen Ländern ist es nicht gern gesehen, wenn Touristen in Badebekleidung abseits des Strandes herumlaufen.


Auch trage ich je nach Region nicht meine Kamera offen zur Schau oder protze mit meiner Gucci-Handtasche, teuren Uhren oder Schmuck, wenn ich all das hätte. Bitte mache keinen Solo-Trip und wirke dabei wie eine naive Touristin, die sich leicht über den Tisch ziehen oder verführen lässt.

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Hey, kurz in eigener Sache: Ab Herbst biete ich einen Einführungskurs Kreatives Schreiben an. Wenn du gerne schreibst oder es ausprobieren möchtest, Lust auf Übungen und den Austausch mit anderen Leuten hast, schau gerne auf meiner Kursseite vorbei. Ich freue mich, dich kennenzulernen!

Learning 8: Nein sagen können

Zu meinen großen Schwächen gehört, dass ich nur schwer Nein sagen kann. Mir ist auf Reisen immer wieder schmerzlich bewusst geworden, dass ich es lernen muss. Meine Nettigkeit wurde zu häufig von ehemaligen Mitreisenden von Reisegruppen nicht wertgeschätzt oder von Händlern und Bekanntschaften ausgenutzt.


Ich rate dir dringend, “fließend Nein zu sprechen”. Falls du es noch nicht kannst, so wie ich auch, ist es wohl mehr oder weniger tröstlich zu wissen, dass du es mit jeder Soloreise besser können wirst. Manchmal hilft auch höfliche Ignoranz oder nicht stehen bleiben, wenn du nicht mit jemandem reden willst. Es ist ein bisschen wie in Deutschland, wenn du dich nicht von jemandem anquatschen lassen möchtest, der dir an einem Stand in der Fußgängerzone eine Unterschrift abnötigen möchte.


In Mombasa wollte mich beispielsweise ein Taxifahrer vom Hotel doppelt abkassieren. Wie bin ich froh, dass ich da rigoros Nein gesagt habe, obwohl er das bis an die Rezeption gebracht hat. Am Ende war die gesamte Situation zwar extrem unangenehm, aber ich musste nur die vereinbarte Fahrt vom Flughafen zum Hotel zahlen.

Bootstour in Mombasa bei Sonnenuntergang. Der Blick geht auf weiß getünchte Gebäude mit Bogenfenster und kleinen Kuppeln.

Learning 9: Nicht zeigen, dass du unsicher bist

Es gibt Orte, an denen du dich (alleine als Frau) sicherer fortbewegen kannst als an anderen. Manchmal kommt ein subjektives Gefühl der Unsicherheit und Angst hinzu. Es ist leichter gesagt als getan, doch wenn du dich so fühlst, versuche, es dir nicht anmerken zu lassen. Wenn du Angst hast oder unsicher bist, strahlst du es aus, was andere Menschen sehen können. Das kann dich schneller zum Opfer machen, weil du möglicherweise leichter einzuschüchtern bist.


Was mache ich in solch einer Situation? Ich straffe die Schultern, hebe den Kopf und laufe aufgerichteter als sonst, aber nicht hektisch. Ich tue so, als ob ich alles im Griff hätte. Ich weiß noch, wie klein und verloren ich mich gefühlt habe, als ich in Nairobi vom Hotel alleine ins City Center gelaufen bin. Doch ich habe mich zielgerichtet und selbstbewusst gegeben. Erst als ich anfing zu suchen, stehen blieb und total verwirrt war, wurde ich zuerst von einem Wachmann und dann von einem sehr aufdringlichen Geschäftsmann angesprochen, auf den ich mich, zu meinem Pech, eingelassen habe.

Eine Frau steht auf dem Hubschrauber-Landeplatz des KICC-Tower in Nairobi.

Learning 10: Gefahren ernst nehmen

Es gilt immer - besonders als alleinreisende Frau: Gefahren ernst nehmen! Das Bauchgefühl ist der erste wichtige Indikator. Wenn mir Einheimische bestimmte Tipps für meine Sicherheit mit auf den Weg geben, dann beachte ich diese, denn sie kennen sich als Locals am besten aus. Wenn ich vor meiner Abreise von bestimmten Krisen höre, informiere ich mich. Wenn ich jemanden kennenlerne und es ist zu schön, um wahr zu sein, dann ist es das wahrscheinlich auch.


In Südafrika war ich mit einem Kollegen in Gqeberha, ehemals Port Elizabeth, zu Fuß unterwegs. In der Stadt wurde ich von einer fremden Frau angesprochen. Sie sah nicht, dass ich mit meinem Kollegen dort war. Sie war sichtlich um mich besorgt, denn diese Gegend sei für mich als weiße Frau alleine nicht sicher. Umso beruhigter war sie, dass mein Kollege da war. Zuerst hat mich ihre Ansprache irritiert. Denn die Gegend war sehr belebt, es war vormittags und ich fragte mich, was passieren sollte. Doch sie ist die Einheimische von Gqeberha und weiß Dinge, die ich nicht weiß. 

Rathaus im Kolonialstil in Gqberha in Südafrika.

Jeder lernt aus seinen Fehlern

Am Ende sind diese Learnings nur ein kleiner Ausschnitt und vor allem persönlicher Natur. Es kann natürlich sein, dass Nein sagen für dich noch nie ein Problem war, du dich nicht über ÖPNV informieren musst, weil du dir vor Ort ein Auto mietest oder dass du gerne mit viel Gepäck reist. Versteh diesen Artikel als eine kleine Anregung von einer Alleinreisenden für Alleinreisende. Wir haben alle unsere eigenen Baustellen, aber das schöne ist, dass wir unsere Stolperfallen auf Reisen nicht zu hoch bewerten, sondern es beim nächsten Mal einfach besser machen sollten.


Da ich auch zukünftig viele Erfahrungen sammeln und mich weiterentwickeln möchte, werden ganz bestimmz noch mehr Learnings aus gesammelten Fehlern und Fettnäpfchen dazukommen.

Über mich

Katrin in Portugal an der Algarve

Hey, ich bin Katrin, schön, dass du auf meinem kleinen Reiseblog gelandet bist. Ich bin leidenschaftlich gerne unterwegs, liebe es, neue Menschen und Orte kennenzulernen und immer wieder ein bisschen mehr von mir selbst. Der Blog richtet sich an alle, die gerne alleine reisen oder es einfach mal ausprobieren wollen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Stöbern.


Das findest du auf meinem Blog

  • Meine Erfahrungen als Alleinreisenden
  • Inspiration & Ideen
  • Nützliche Tipps
  • Authentische Empfehlungen

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